Solidaritätskomitee Mexiko Salzburg - Würde durch Freiheit und Gerechtigkeit

Seminar zur Menschenrechtsbeobachtung

Die Mexiko-Plattform Österreich & das Solidaritätskomitee Mexiko Salzburg veranstalten dasSeminar zur Menschenrechtsbeobachtung in Chiapas und Guerrero

am 14./15. und 28./29. Mai 2011 in Wien

Auch dieses Jahr gibt es wieder ein Vorbereitungsseminar für die Menschenrechtsbeobachtung in Chiapas und Guerrero.
Ein Grund zur Freude, aber auch zur Besorgnis, denn die Situation vor Ort ist nach wie vor sehr angespannt.


 

Friedenscamps in indigenen Gemeinden im Süden Mexikos entstanden als Reaktion auf massive Menschenrechtsverletzungen durch die mexikanische Armee und paramilitärische Gruppen, deren Präsenz seit dem zapatistischen Aufstand 1994 in dieser Region sehr stark ist. Die Zapatistas kämpfen auch heute weiterhin für Freiheit, Gerechtigkeit und Würde. Im Zentrum steht die Forderung nach der Umsetzung ihrer indigenen Rechte. Gleichzeitig entstehen in den zapatistischen Gemeinden neue politische und wirtschaftliche Organisationsstrukturen, Schulen und Krankenhäuser. Der mexikanische Staat versucht, diese Bemühungen, autonome Strukturen aufzubauen, zunichte zu machen – oft mit Hilfe paramilitärischer Gruppen. Drohungen, Einschüchterungen, die Kriminalisierung der sozialen Bewegungen, aber auch gewalttätige Übergriffe stehen auf der Tagesordnung. Landkonflikte und Auseinandersetzungen um die Nutzung natürlicher Ressourcen, die durch Mega-Tourismusprojekte angeheizt werden, verschärfen die Lage in Chiapas.
Auch im Bundesstaat Guerrero organisieren und vernetzen sich die campesino- und indígena Gemeinden um ihre verletzten Rechte zu verteidigen. Hier sind Polizei, Militär und Drogenmafias gemeinsam für massive Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Der vom Präsident Calderón ausgerufene „Krieg gegen die Drogen“ führte zu einem Anstieg der Übergriffe auf die Zivilgesellschaft und auf soziale Bewegungen. Machtmissbrauch, willkürliche Verhaftungen, Folter und das Verschwinden von Personen prägen das Leben der sozial und ökonomisch stark marginalisierten Landbevölkerung. In Guerrero arbeitet die Mexiko-Plattform mit der Menschenrechtsorganisation „Tlachinollan“ zusammen, zu der dieses Jahr erstmalig Beobachter_innen entsendet werden können.

Verschiedene Welten, ähnliche Kämpfe

Die Organisationen vor Ort betonen immer wieder die Bedeutung der internationalen Friedenscamps. Beobachter_innen können einerseits Menschenrechtsverletzungen publik machen, andererseits kann allein ihre Präsenz dazu führen, dass sich die Situation entspannt. Die mexikanische Partnerorganisation „Fray Bartolomé de las Casas“ in San Cristóbal de las Casas, Chiapas beschreibt die Relevanz der internationalen Beobachter_innen dahingehend, dass sie dazu beitragen, die Hoffnung, die Würde und das soziale Geflecht der Gemeinden zu bewahren. Dabei steht der Respekt für deren eigene Dynamik und die Selbstbestimmung der indigenen Gemeinschaften im Zentrum. Gleichzeitig sind die Friedenscamps gelebte Solidarität und lassen den Alltag der Bevölkerung erfahren. So beschreibt eine österreichische Beobachterin ihre Zeit im Camp in einem verlassenen, von den Zapatistas als Ökotourismusprojekt wieder in Betrieb genommenen Hotel:In der ersten Woche unseres Aufenthaltes machen wir mit den compañeras Wache an der caseta circa 300 Meter entfernt vom Hotel. Diese Wachen dienen als Frühwarnsystem im Falle von Angriffen auf zapatistisches Gebiet. In diesen Tag- und Nachtstunden  gibts Zeit zum quatschen, wenn es das Spanisch der compas zulässt und die Schüchternheit abnimmt. Die compas erzählen von ihrer comunidad, von ihrer Familie, von ihrer milpa (ihre Felder), vom Klima, vom Kampf,  von der schlechten und von der guten Regierung (der zapatistischen), von den Errungenschaften und zukünftigen Zielen ihrer Bewegung und fragen nach unserer Heimat, nach unseren Familien, nach den Dingen, die wir ernten bzw. mit welcher Tätigkeit wir unsere Lebensmittel verdienen, wenn wir sie nicht selbst auf unserem Land anbauen, wie das bei den Zapatistas üblich ist. Sie erkundigen sich nach unseren Kämpfen und wir sprechen über Ähnlichkeiten, Unterschiede und wir teilen Ideen und sprechen uns Mut zu für unsere Kämpfe, die sich ähnlich sind aber doch nicht zu vergleichen sind“.

Aufgaben der MenschenrechtsbeobachterInnen

  • Sie begleiten oder besuchen die Gemeinden, in welche sie von den Menschenrechtszentren geschickt werden.
  • Sie sind im Dorf anwesend und erleben die Situation und Lebensumstände der Bevölkerung. Ihre Präsenz kann mithelfen, Übergriffe auf die Zivilbevölkerung zu verhindern.
  • Sie tragen Informationsmaterial der Menschenrechtszentren in die Gemeinden und ermöglichen einen Informationsaustausch.
  • Sie dokumentieren Menschenrechtsverletzungen sowie die allgemeine Situation in den Dörfern und reichen diese Informationen an die Menschenrechtszentren weiter.
  • Nach ihrer Rückkehr nach Österreich tragen die BeobachterInnen durch Öffentlichkeitsarbeit dazu bei, ihre Erfahrungen und den Konflikt in der Region ihres Aufenthalts bekannt zu machen.

Voraussetzungen für MenschenrechtsbeobachterInnen

  • politisch-soziales Interesse
  • physische und psychische Belastbarkeit
  • Teilnahme an den Vorbereitungsseminaren
  • Spanische Sprachkenntnisse
  • eigene Finanzierung der anfallenden (Reise-) Kosten
  • Die Freiwilligen fahren auf eigene Verantwortung.

Über das Vorbereitungsseminar

Wir arbeiten im Bundesstaat Chiapas mit dem Centro Fray Bartolomé de las Casas und in Guerrero mit Tlachinollan zusammen.
www.frayba.org.mx
www.tlachinollan.org
Die Menschenrechtszentren haben ausdrücklich darum gebeten, Freiwillige umfassend auf ihren Aufenthalt vorzubereiten und akzeptiert nur noch BeobachterInnen, die ein Empfehlungsschreiben von einer Partnerorganisation vorweisen können.

Wir garantieren für intensive und fundierte Vorbereitungsseminare und stellen gegebenenfalls ein solches Empfehlungsschreiben aus. Die Vorbereitung erfolgt durch ein aufbauendes Seminar an zwei Wochenenden, an dem auch Leute teilnehmen können, die sich noch nicht sicher sind, ob sie als BeobachterInnen nach Mexiko fahren wollen. Für das Empfehlungsschreiben ist jedoch die Teilnahme an beiden Wochenenden verpflichtend.

Neben der Vermittlung von grundlegenden Kenntnissen über Mexiko werden spezifische Themen wie Militarisierung, Widerstandsbewegungen und die Situation der Frauen analysiert.  Als Alternative für eine neue Gesellschaftsordnung wird ausführlich auf die historische Initiative der Zapatisten und ihre Folgen eingegangen.

Wesentlicher Bestandteil des Seminars sind die Verhaltensregeln in den Gemeinden und die das Thema der persönlichen Sicherheit. Praktische Tipps für die Reise und Erfahrungsberichte von Leuten, die schon dort waren dürfen nicht zu kurz kommen.

Auch mit Film und Fotomaterial sollt ihr einen guten Einblick erhalten.

Kosten für das Seminar: 80€

(darin sind die Verpflegung für die vier Tage und die Seminarunterlagen enthalten)

Anmeldungen und Fragen an Mexiko-Beobachtung@gmx.at